Antonius Schröder ist seit mehr als 40 Jahren in der soziologischen Forschung tätig. Er ist Mitglied der Geschäftsführung der Sozialforschungsstelle Dortmund und Senatssprecher des Berufsverbands Deutscher Soziologinnen und Soziologen.
Durch ein Referat in der Oberstufe des Gymnasiums, in dem ich einen grundsätzlichen Abriss der Soziologie und ihrer Inhalte beschreiben musste. Nach dem Abitur habe ich mich dann entschieden, den neu eingeführten Studiengang Sozialwissenschaften in Bochum zu wählen. Dieser Studiengang ermöglichte die Verbindung auch zu anderen Disziplinen (“Bindestrich-Soziologie”) wie Sozialpsychologie und -medizin.
Ich habe in Bochum Sozialwissenschaften studiert. Praktika gab es damals noch nicht, aber ich habe drei Jahre als studentische Hilfskraft im Feldversuch “Bildschirmtext” mitgearbeitet. Dafür habe ich mein Studium extra verlängert, um praktische empirische Erfahrungen in einem Forschungsprojekt zu sammeln. Das hat meinen weiteren Werdegang sehr geprägt. Ich arbeite in ähnlich forschungs- und anwendungsbezogenen Projekten seit 1994 in der Sozialforschungsstelle Dortmund, die seit kurzem auch Teil der neuen Sozialwissenschaftlichen Fakultät der TU Dortmund ist.
Die Forschungsprojekte waren früher nicht so “verdichtet”, man hatte mehr Zeit für die Durchführung. Der Konkurrenzkampf um Forschungsprojekte ist stärker geworden. Internationalisierung ist immer wichtiger geworden. Und die Verbindung wissenschaftlicher Exzellenz mit anwendungsbezogener Umsetzung und Wirkung in interdisziplinären Netzwerken (damals wie heute ein Alleinstellungsmerkmal bzw. programmatischer Ansatz der Sozialforschungsstelle) wird immer stärker als Projektansatz auch von den Fördermittelgebern gefordert.
Die Sozialforschungsstelle Dortmund (sfs) ist eines der traditionsreichen deutschen Forschungsinstitute auf dem Gebiet der sozialwissenschaftlichen Arbeitsforschung. Bereits 1946 gegründet, wurde das frühere Landesinstitut 2007 Zentrale Wissenschaftliche Einrichtung der Technischen Universität Dortmund. Seit April 2020 ist die Sozialforschungsstelle eine Wissenschaftliche Einrichtung der neuen Fakultät Sozialwissenschaften. Übergreifendes Leitthema der Forschungsarbeiten der sfs ist die sozialwissenschaftliche Innovationsforschung. Untersucht wird, wie soziale Innovationen entstehen und in welcher Beziehung sie zu technologischen Innovationen stehen.
Ein weiterer Fokus liegt auf der Frage nach den Realisierungsbedingungen und –perspektiven einer ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltigen Entwicklung. Die sfs beteiligt sich an der Gestaltung gesellschaftlicher, technologischer und ökologischer Veränderungs- und Innovationsprozesse.
Meine Aufgabe ist die Entwicklung und Koordinierung der Internationalen, vor allem aber der Europaforschung im Institut. Das schließt für mich auch die Koordinierung von und Beteiligung an großen EU geförderten Projekten ein.
Ich bin bereits im Studium in den Berufsverband Deutscher Soziologinnen und Soziologen eingetreten, da er abseits der universitären Ausrichtung vor allem die sozialwissenschaftliche Praxis in den Blick nimmt.
Das kam für mich nie in Betracht. Ich habe die DGS immer als Teil des referentiellen Unisystems gesehen. Ich wollte immer stark praxisbezogen arbeiten, eine rein universitätsinterne Karriere kam für mich nicht in Betracht. Da ich aber nicht nur in der Praxis arbeiten wollte und Forschung für mich wichtiger Teil der Verbesserung in der Praxis ist, war diese Verbindung in der Sozialforschungsstelle für mich optimal.
In Zeiten der Pandemie hat sich mein Arbeitstag sehr verändert. Während ich vorher im Durchschnitt einmal pro Woche (meist in Europa) dienstlich und in Projekten unterwegs war, ist dieser Teil nun durch online Meetings ersetzt worden. Durchschnittlich zwei online Meetings pro Tag. Daneben macht der größte Teil meiner Arbeit Instituts und Projekt bezogene Akquisitions-, Konzeptions- und Koordinierungsaktivitäten aus, abwechselnd gibt es aber auch größere Zeitabschnitte, die ich dem Schreiben von Berichten und Artikeln widme.
Die größte Herausforderung liegt darin, interdisziplinäre Teams und Konsortien aus unterschiedlichen Ländern zu koordinieren und ein gemeinsames Ergebnis zu erzielen. Unterschiedliche Ansichten und Kulturen bringen einen erheblichen Mehrwert in die Forschung ein und führen zu wichtigen Ergebnissen auch für die eigene nationale Forschung.
Größte Schwierigkeit in meinem Forschungsansatz ist es, regelmäßig Forschungsgelder zu akquirieren und auf die sogenannten “Kettenverträge” angewiesen zu sein.
Andere Länder und Perspektiven kennenzulernen, Forschung mit Praxis zu verbinden, technologische mit sozialer Innovation zu verbinden, immer wieder neue und aktuelle Forschungsstränge und -aktivitäten mit zu gestalten, international wie in der EU.
Frühzeitig ein Praktikum in dem Bereich zu machen, der von Interesse ist. Bereits als studentische Hilfskraft praktische Erfahrungen zu sammeln und so schnell wie möglich promovieren, wenn man im universitären Rahmen arbeiten will. Zusätzlich sollten die Studierenden so früh wie möglich in thematischen Netzwerken mit arbeiten.
Für eine praxis-orientierte und nicht-universitäre Ausrichtung empfehle ich die Berufsorientierungsveranstaltungen und -veröffentlichungen des BDS.
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