Armin Zisgen
Kategorie: Privatwirtschaft
Personalleiter

Armin Zisgen

Nach einem etwas unpassenden Enstieg als Trainee in einem Versicherungsunternehmen, habe ich die letzten 23 Jahres meines Berufslebens als Personalleiter in einem international tätigen Maschinbauunternehmen gearbeitet. Heute schreibe ich in meinem eigenen Blog über Themen rund um die Personalführung.

Aus welchen Gründen haben Sie sich zu einem Soziologie-Studium entschlossen?

Nach dem Abitur wollte ich, wie viele andere auch, Journalist werden. Dieses Ziel und das Interesse an der Thematik haben mich zur Soziologie gebracht.

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Wo haben Sie studiert und wie hat sich das Soziologie-Studium seither verändert? 

Ich habe in Mainz studiert und mit dem guten, alten Magister-Examen abgeschlossen. Der Studiengang war an der Philosophischen Fakultät angesiedelt und mit einer sehr freizügigen Studienordnung ausgestattet. Mein Hauptfach war Soziologie, kombiniert mit den Nebenfächern Politikwissenschaft und BWL. In dieser Phase der Beschäftigung mit  wirtschaftlichen Themen und mit dem Schwerpunkt Industrie- und Betriebssoziologie ist auch mein zweiter Berufswunsch Personalwesen entstanden. Diese akademische Freizügigkeit, die ich damals als Vorteil empfunden habe, gibt es sicher heute nicht mehr. Das Studium ist strukturierter und wahrscheinlich auch verschulter.

Ist die Soziologie heute angesehener als zu Ihrer Zeit?

Gemessen daran, dass immer wieder Vertreter der Zunft in den Medien präsent sind und deren Einschätzung der gesellschaftlichen Situation gefragt ist, habe ich schon den Eindruck, dass sich die Soziologie mehr etabliert hat.
Was allerdings die Chancen betrifft,  mit einem Soziologie-Examen ins Berufsleben zu starten, hat sich nach meiner Einschätzung nicht viel geändert.

Wie ist Ihr Berufseinstieg verlaufen? 

Holprig. Nach fünfzig Bewerbungen habe ich aufgehört zu zählen.  Als Kompromiß mit dem Arbeitsmarkt bin ich dann als Trainee bei einem Versicherungsunternehmen gestartet. Das war allerdings nicht die richtige Wahl, die ich glücklicherweise nach gut einem Jahr korrigieren konnte.

Welche Berufe haben Sie in Ihrem Erwerbsleben ausgeübt?

Zunächst Vertriebs-Trainee bei einer Versicherung, dann Personalberater, bis ich in der Personalabteilung eines Industrieunternehmens angekommen bin.

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Was waren Ihre Aufgaben als Personalleiter? 

In den letzten Jahren war ich für das sogenannte operative Personalwesen eines Maschinenbauunternehmens mit 4.500 Mitarbeitern an drei Standorten verantwortlich. Das Tätigkeitsspektrum reichte von der Personalbeschaffung über die Betreuung bis zu Entgeltabrechnung. Dazu kamen noch das Trainings-Center, in dem die Weiterbildungsaktivitäten durchgeführt wurden, die betriebliche Sozialbetreuung und der werksärztliche Dienst.

Wie sah Ihr typischer Arbeitstag aus?

Personalarbeit ist eine sehr kommunikative Arbeit. Dementsprechend sehr viel Gespräche - mit den eigenen Abteilungsleiterinnen und MItarbeitern, mit Führungskräften und Mitarbeitern aus den betreuten Funktionsbereichen und natürlich - sehr wichtig, mit den Betriebsräten. Daneben natürlich die übliche Büroarbeit mittels Mail, Telefon etc.
Glücklicherweise aber auch viel interessante Projektarbeit mit konzeptionellen Anforderungen.

Wie hat sich der Bereich des Personalwesens während Ihres Arbeitslebens verändert?

Was die drei Grundfunktionen Beschaffung, Betreuung und Administration angeht, zunächst wenig. Auch wenn das von manchen anders gesehen und durch andere organisatorische Zuschnitte, gepaart mit schicker Etikettierung, verdeckt wird. Spürbare Veränderungen hat natürlich auch der technologische Fortschritt gebracht. Routinevorgänge können auf sogenannte Self-Service-Portale übertragen werden. Mein letztes Projekt war beispielsweise die Einführung der elektronischen Personalakte. Leider hat sich aber auch der Aufwand für bürokratische Formalismen erhöht, verursacht durch extern vorgegebene Regelungen.

Was bringt das Soziologiestudium für die Arbeit im Personalwesen?

Für mich war die Auseinandersetzung mit bürokratischen Organisationen und mit Phänomenen wie Autorität, Herrschaft oder Hierarchie hilfreich. Wobei sich dieser Nutzen erst im Laufe meiner Berufserfahrung mehr und mehr zeigte. Darüber hinaus haben wir uns damals (70er Jahre) mit den Folgen der Automatisierung beschäftigt, einem immer aktuellen Thema. 

Eine ganz wichtige, sozusagen “handwerkliche” Erfahrung, und damit auch Training war die 
kontinuierliche Beschäftigung und Auseinandersetzung mit komplexen Themen und die Notwendigkeit diese in Form von Referaten und Seminararbeiten aufzubereiten und auch anderen zu präsentieren.

Was raten Sie jungen Menschen, die sich für das Personalwesen interessieren?

Demut und Selbstvertrauen gleichermaßen zu entwickeln. Das Personalwesen ist nicht die Kernfunktion einer Organisation. Es ist aber auch keine administrative Hilfstruppe, die man ohne weiteres auslagern kann. Personalwesen ist auch nicht nur Personalmarketing und -entwicklung. Es kann auch das Umsetzen von Kündigungen bis hin zu Sozialplänen bedeuten. Menschen, die im Personalwesen arbeiten wollen, sollten Empathie mitbringen und zwar uneingeschränkt, vom Umgang mit dem Vorstand bis zum Praktikanten.

Vielen Dank für das Gespräch!

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Veröffentlicht am: 04. Oktober 2018