Seit Jahresanfang arbeite ich im Bereich Konzernsicherheit bei der KfW Bankengruppe in Frankfurt. Konkret bin ich in einem Team, das für Business Continuity Management (BCM) und physische Sicherheit zuständig ist.
Mich haben gesellschaftliche und politische Themen schon immer interessiert, aber ich hatte keinen konkreten Berufswunsch. Ich habe also zuerst Jura studiert, also auch so ein Alles-und-Nichts-Fach wie Soziologie, nur halt mit mehr Renommee. ;)
So richtig war es aber doch nicht meins, deswegen habe ich mich nach Alternativen umgeschaut, und dank familiärer Vorbelastung hatte ich recht schnell Soziologie als Möglichkeit auf dem Schirm. Das ist‘s dann auch geworden, dazu die Nebenfächer Politik und Öffentliches Recht.
Studiert habe ich in Freiburg, was auch eine gute Wahl war, sowohl wegen der Uni als auch wegen der Stadt und dem Studentenleben dort.
Ich war mit dem Magister aber auch noch nicht schlauer, was ich damit jetzt konkret arbeiten will. Ich hatte Praktika im Bereich Politik und Verwaltung und bei einer Auslandshandelskammer gemacht, hatte Studienschwerpunkte in der Technik- und Internetsoziologie und bei Themen wie Sozialpolitik, Gerechtigkeitstheorien und politischer Soziologie.
Was macht man damit also? Sich auf alles einigermaßen Passende bewerben. Also: Social-Media-Management, Öffentlichkeitsarbeit, (Forschungs-)Projektarbeit,…
Geklappt hat es dann bei einer Stelle als Projektreferentin beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). In dem Projekt ging es darum, mit Big Data das Lagebewusstsein in Krisenstäben zu verbessern. Ein Schwerpunkt war auch die Analyse von Social Media. Da war also der Anknüpfungspunkt zu meinem bisherigen Wissen, kennen und mögen gelernt habe ich Themen rund um Sicherheit und Krisenmanagement.
Letztlich ereilte mich dann allerdings das Schicksal vieler Geisteswissenschaftler*innen: Die Befristung. Nach Ablauf der Projektlaufzeit musste ich erstmal wieder auf Stellensuche gehen und habe jetzt einige Monate „Arbeitsagentur-Erfahrung“ (worauf ich gerne verzichtet hätte). Ich habe schließlich bei einer Mediaagentur im Bereich Data Management angefangen – da taucht das Daten-Thema wieder auf, ich wollte hier mehr lernen, vor allem das Handwerkszeug. Das hat auch soweit geklappt, mit mir und Excel läuft es jetzt.
Den „Katastrophenthemen“ war ich aber die ganze Zeit treu geblieben: Ich habe mit ehemaligen Kollegen einen Verein für die Förderung von Social Media und neuen Technologien im Bevölkerungsschutz gegründet, wo ich auch immer noch den Vorsitz habe. Auch beruflich wollte ich dann gerne wieder ins Security-Feld wechseln, so dass ich mich gezielt in diese Richtung beworben habe.
Jetzt bin ich seit Jahresanfang im Bereich Konzernsicherheit bei der KfW Bankengruppe in Frankfurt und dort in dem Team, das für Business Continuity Management (BCM) und physische Sicherheit zuständig ist.
Rein fachlich musste ich natürlich bei jedem Job immer viel, viel Neues lernen. Aber das kommt mit der Zeit. Im Studium lernt man ja genau das, insofern kann man sich da auch gerne was zutrauen. Ich glaube, wir Geisteswissenschaftler*innen stellen da unser Licht viel zu oft unter den Scheffel.
Trotzdem: Bevor ich meine letzte Bewerbungsphase gestartet habe, hatte ich eine Weiterbildung inkl. Zertifikat im Bereich Informationssicherheit gemacht. Das hat sicherlich zusätzlich zu meiner bisherigen Erfahrung noch geholfen.
Ich muss aber zugeben, gerade aus der Arbeitslosigkeit heraus habe ich manchmal schon mit meiner Studienentscheidung gehadert. Inzwischen würde ich es so sagen: Vor allem die ersten Jahre sind für uns oft schwieriger als für andere, da muss man sich durchbeißen, Kompromisse machen und manchmal auch etwas Frust wegstecken, aber irgendwann findet man seine Nische und hat auch genug Erfahrung, auf die man auch verweisen kann. Dann wird es wirklich einfacher.
Es geht darum, die kritischen Prozesse im Unternehmen zu identifizieren und entsprechend abzusichern, so dass kein größerer Schaden entsteht, wenn es doch mal zu einem Zwischenfall kommt.
Die Fachbereiche definieren zunächst ihre kritischen Prozesse (diejenigen Abläufe, wo es schnell zu finanziellen oder Reputationsschäden kommen kann, sollten sie einmal unterbrochen werden). Dann wird überlegt, was getan werden muss, um eine Unterbrechung dieses Prozesses zu verhindern oder so kurz wie möglich zu halten: Haben wir Ausweicharbeitsplätze für den Fall, dass ein Gebäude ausfällt, oder sollen die Mitarbeiter nach Hause gehen und von dort arbeiten? Haben sie dort dann aber die nötige Ausstattung, um ihre Arbeit zu machen? Wie gehen wir damit um, wenn ein wichtiger Dienstleister ausfällt? Welche Pläne haben wir, wenn zentrale IT-Infrastruktur nicht ordnungsgemäß funktioniert?
Um zu prüfen, dass diese Notfallkonzepte auch im Ernstfall funktionieren, testen und üben wir regelmäßig. Dabei reicht das Spektrum vom theoretischen Durchsprechen der Handlungsschritte bis zur Vollübung, wo wir in einem fiktiven Szenario zum Beispiel davon ausgehen, dass ein Standort nicht mehr nutzbar ist und wir einen Teil der Mitarbeiter zu ihren jeweiligen Ausweicharbeitsplätzen schicken. Danach müssen dann natürlich die Erkenntnisse aus diesen Übungen nachgehalten werden und entsprechende Maßnahmen umgesetzt werden.
Das Ganze ist ein kontinuierlicher Prozess, in dem immer wieder auf neue Bedrohungen, Entwicklungen und Regularien eingegangen werden muss.
Wenn ein tatsächliches Ereignis eintritt, sei es, dass der Strom oder die IT ausfällt oder dass es durch einen Wasserrohrbruch zu Überschwemmungen im Gebäude kommt, werden wir alarmiert und müssen die nötigen Schritte einleiten, auch wenn eigentlich Feierabend oder Wochenende ist.
Darüber hinaus sind wir als Bank natürlich auch stark reguliert, was zusätzliche Dokumentations- und Berichtspflichten nach sich zieht. Daran muss man sich erstmal gewöhnen, auch wenn man ein Laberfach mit viel Papier studiert hat.
Da wir eine Beratungs- und Kontrollfunktion für viele andere Fachbereiche innerhalb der Bank haben, müssen wir uns regelmäßig mit vielen Kollegen austauschen. So kommen einige Meetings zusammen, oder man muss sich kurz mit einem Kollegen zusammentelefonieren, um eine konkrete Frage zu klären.
Darüber hinaus kommt es darauf an, was gerade so ansteht: Wenn wir Übungen vorbereiten, entwerfen wir Drehbücher und überlegen uns realistische Szenarien, leiten auch die Übung selbst und bereiten das Ganze nach, meist in Form von Workshops. Die ein oder andere Dienstreise steht dann auch öfter mal an.
Ansonsten müssen natürlich unsere Konzepte und Regelungen immer mal wieder angepasst werden – es ändern sich die Bedrohungen, denen die Bank ausgesetzt ist, es gibt Umstrukturierungen oder neue gesetzliche oder regulatorische Anforderungen. Dann geht’s auch mal ans Eingemachte und wir erarbeiten neue Regelwerke und Dokumentationen.
Das klingt alles nach sehr viel Schreibtisch- und Papierarbeit, aber man bekommt einen guten Rundumblick in das ganze Unternehmen, kann sich mit vielen spannenden und auch konkreten Themen beschäftigen, kommt mit unterschiedlichen Leuten in Kontakt und behält darüber hinaus immer aktuelle Entwicklungen im Blick.
Ich hatte immer den Eindruck, dass wir im Studium schon lernen, uns ständig mit neuen Eindrücken und Menschen auseinanderzusetzen – thematisch sowieso, aber auch, weil jede*r eine andere Fächerkombi und somit nochmal einen anderen Fokus auf bestimmte Aspekte eines Themas hat. Das hilft auch später, sich immer wieder neu auf Situationen einzulassen und zu verstehen, dass manche ein bestimmtes Thema anders angehen.
Vielen Dank für das Gespräch!
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