Ich habe an der Universität Mannheim Soziologie, Psychologie und Sozialpsychologie auf Diplom studiert und anschließend an der TU Chemnitz als wissenschaftliche Mitarbeiterin gearbeitet. An der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg habe ich schließlich promoviert und damit die Wissenschaft verlassen. Seit 2003 bin ich als Sprach- und Kulturberaterin in Hamburg selbständig.
Nach dem Abitur habe ich zunächst, eher zufällig, eine Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau in Weinheim an der Bergstraße gemacht. Dann bin ich nach Washington, D.C. gegangen und habe auch dort in einem Reisebüro gearbeitet (u.a. in einem Büro, das direkt im Finanzministerium gelegen war, mit direktem Zugang zum Weißen Haus). Während dieser Zeit bin ich zum ersten Mal bewusst mit Phänomenen in Berührung gekommen, die mit Soziologie zu tun haben. Das ist insofern erstaunlich als dass ich Deutsch-Amerikanerin bin und in beiden Ländern groß geworden bin. Es gab etliche Dinge, die mit denen ich nicht zurechtgekommen bin, und da ich auch mit beiden Sprachen groß geworden bin, konnte es nicht an der Sprache liegen. Da erst begann ich zu erkennen, dass es so etwas wie sozio-kulturelle Unterschiede gibt.
Mit Mitte zwanzig habe ich dann das Studium der Soziologie, Psychologie und Sozialpsychologie in Mannheim aufgenommen. Als ich das Studium als Diplom Soziologin beendet hatte, bin ich aus soziologischem Interesse in die neuen Länder gegangen. Die Mauer war gerade ein paar Jahre davor gefallen und ich wollte den Transformationsprozess gern in medias res miterleben.
Mein Weg als wissenschaftliche Mitarbeiterin führte mich zuerst für ein Jahr an die TU Chemnitz wo die Soziologie gerade aufgebaut wurde. Dort arbeitete ich an einem Forschungsprojekt über regionale Unterschiede familialer Lebensbedingungen. Eine sehr spannende Zeit. Dann bekam ich eine Stelle in Halle an der Saale angeboten. Die KSPW war eine Forschungsförderungseinrichtung, die auf Zeit gegründet worden war, um den Transformationsprozess sozialwissenschaftlich zu begleiten. Ich war für die Betreuung der Berichtsgruppe Stadt- und Regionalforschung zuständig.
Daran anschließend habe ich am Institut für Wirtschaftsforschung Halle in der Abteilung Regional- und Kommunalforschung geforscht. Von dort habe ich den Weg zurück an die Universität gefunden, um zu promovieren. An der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg war ich am Institut für Politikwissenschaft bei Prof. Holtmann in die Lehre eingebunden und mit Wahlforschung und Wirtschaftspolitik beschäftigt. Mit Abschluss der Promotion habe ich die Wissenschaft und auch Ostdeutschland verlassen.
In Hamburg arbeitete ich dann für eine Weile bei PriceWaterhouseCoopers. Seit 2003 bin ich als Sprach- und Kulturberaterin in Hamburg selbständig.
Im Grunde bin ich wie die Jungfrau zum Kind dazu gekommen. Bei PwC war ich nicht richtig aufgehoben und so kam durch eine zufällige Begegnung die Idee auf, mich mit meinen Sprachkenntnissen selbständig zu machen. Das hat auch von Anfang an gut geklappt. Allerdings habe ich sehr schnell festgestellt, dass ich nicht nach Lehrplan unterrichten kann und dass die Vermittlung von Vokabeln und Grammatik am Kern der Sache vorbei geht, dass es vielmehr die sozio-kulturellen Aspekte in der Kommunikation sind, auf die es für eine erfolgreiche Kommunikation ankommt.
Mein Studium hat mich im engeren Sinn nicht auf diese Aufgabe vorbereitet, wohl aber den systematischen Zugang zu gesellschaftlichen Fragen gelehrt. Durch die Promotion habe ich überdies gelernt wie man schier unschaffbare Aufgaben erfolgreich bewältigt.
Einen typischen Arbeitstag habe ich nicht. Es kommt immer darauf an, was gerade ansteht und wo. Inhaltlich umfasst mein Aufgabenspektrum das Konzipieren, Vorbereiten und Leiten von Workshops und von Gruppen- und Einzelcoachings, ich schreibe Bücher, lektoriere (sozial)wissenschaftliche Texte, und bin im Bereich der Burn-Out Prophylaxe tätig.
Die Kundenakquise funktioniert fast ausschließlich über Mund-zu-Mund-Propaganda. Dennoch steht es immer mal wieder an, die Website zu überarbeiten oder neu zu gestalten, das ist immer zeitaufwendig, doch wenn es geschafft ist, hält es in der Regel auch eine ganze Weile. Die Präsenz auf den professionellen Plattformen ist, wenn sie erst einmal eingerichtet ist, auch pflegeleicht. Die Buchhaltung-Vorbereitung habe ich so weit routinisiert, dass sie mich nicht allzu viel Zeit kostet; die Buchhaltung selbst lasse ich von meinem Steuerberatungsbüro machen.
Am besten gefällt mir, dass ich mit einem Thema selbständig bin, dass mir am Herzen liegt und dass ich nicht als getrennt von mir betrachte. Das Interkulturelle mit all seinen Facetten ist integraler Bestandteil meiner Biographie und meines beruflichen Werdegangs. Es ist mir ein großes Anliegen, Menschen Wege aufzuzeigen wie sie klarer und erfolgreicher, auch über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg, kommunizieren können. Ganz gleich in welcher Sprache und ob gesprochen oder geschrieben.
Von Schwierigkeiten würde ich so nicht sprechen, wohl ist es immer mal wieder fordernd. Doch da ich das mache was ich bin, müssen die schwierigen Wege einfach auch gegangen werden und die Kraft für das Durchhaltevermögen findet sich scheinbar wie von selbst.
Wieder abhängig beschäftigt zu sein, kann ich mir nicht vorstellen. Ich schätze es ungemein, selbst bestimmen zu können, sei es was die Arbeitszeit oder auch die Arbeitsinhalte betrifft. So habe ich zum Beispiel immer wieder Ideen für neue Inhalte und die setze ich dann um, ohne um Erlaubnis fragen zu müssen. Als ich ein Buch über meinen Sprachansatz schreiben wollte, musste ich nur sehen, dass ich die Zeit dafür finden konnte.
Für mich ist es weniger eine Frage der Abwägung der Vor- und Nachteile der Selbständigkeit versus abhängigen Beschäftigung. Sie ist für mich vielmehr grundsätzlicher Natur und mir scheint, dass man vor allem eine große Portion Selbstdisziplin benötigt, um selbständig zu sein. Selbst und ständig hat mal jemand gesagt - und wenn man das nicht kann, sollte man lieber davon Abstand nehmen.
Mein Alltag wird durch die anstehenden Aufgaben, beruflich wie privat, flexibel gestaltet. Und auch dafür braucht es Selbstdisziplin.
Den Bezug zur Soziologie in meiner täglichen Arbeit sehe ich eher indirekt. Die interkulturellen Fragestellungen sind naturgemäß soziologisch, doch während des Studiums bin ich damit wenig bis gar nicht in Berührung gekommen. Es geht eher darum zu begreifen, dass all unsere Kommunikation u.a. sozio-kulturell geprägt ist und wenn wir Missverständnisse vermeiden wollen, wir diese Aspekte berücksichtigen müssen.
Das Wissen darüber wie man wissenschaftlich arbeitet und in welche Fallen man laufen kann, fließen hingegen direkt in meine Schreibcoachings für Wissenschaftler ein. Zusammen mit einem Kollegen gebe ich Workshops zu diesem Thema, arbeitet aber auch einzeln mit Wissenschaftlern, wenn es darum geht, dem angelsächsischen Schreibstil gerecht zu werden und zu wissen worauf genau es ankommt.
Alles was ich heute über Sprache und Coaching weiß, habe ich mir im Selbststudium angeeignet. Die Fähigkeit anderen Menschen etwas zu erklären, etwas beizubringen oder zu coachen habe ich quasi mitgebracht.
Eine Leidenschaft für das Thema sowie kreativ zu sein und die Bereitschaft haben, durchzuhalten.
Vielen Dank für das Gespräch!
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