Christoph Ziegler
Kategorie: Öffentliche Verwaltung
Projektbevollmächtigter am Karlsruher Institut für Technologie

Christoph Ziegler

Seit Januar 2017 arbeite ich als Projektbevollmächtigter beim Karlsruher Institut für Technologie. Zu dieser Stelle bin ich nicht über den klassischen Weg gekommen. Zu meinen Aufgaben gehört unter anderem die Bewilligung von Fördermitteln sowie die Durchführung eines Forschungswettbewerbs. 

Aus welchen Gründen haben Sie sich zu einem Soziologie-Studium entschlossen?

Schon lange interessiert mich, wie die Möglichkeiten neuer Technologien das Verhalten einzelner Menschen und Gruppen verändern und welche gesellschaftlichen Chancen und Herausforderungen mit disruptiven technologischen Entwicklungen einhergehen. Mein Wissen aus dem früher abgeschlossenen Studium der Politikwissenschaft wollte ich mit diesem Interesse verbinden, um darzustellen ob und welche politischen Entscheidungen durch diese Veränderungen erforderlich und zugleich angemessen sind.

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Wie ist Ihr bisheriger beruflicher Lebensweg verlaufen?

Mein bisheriger beruflicher Werdegang war alles andere als „straightforward“. Am Anfang stand eine Ausbildung zum Elektroniker bei einem Automobilzulieferer. Aufgrund meines gesellschaftspolitischen Engagements nicht nur im Betrieb entschied ich mich, das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nachzuholen.

Nach meinem Zivildienst in einer Behindertenwerkstatt studierte ich an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Politikwissenschaften im Hauptfach und Soziologie im Nebenfach. Klasse war zu dieser Zeit, dass ich beim Bundesvorstand der Gewerkschaft ver.di im Fachbereich Handel ein Praktikum absolvieren durfte. Was ich aus dieser Zeit nicht missen möchte, was aber oftmals keinen Platz in einem Bewerbungslebenslauf findet, sind meine Erfahrungen aus meinen Nebentätigkeiten als Lagerist, Erntehelfer, Kassierer im Einzelhandel, als Telefonist oder Nachhilfelehrer.

Nach dem Bachelor-Studium entschied ich mich für ein Master-Studium im Fach Soziologie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Seit über einem Jahr arbeite ich am Karlsruher Institut für Technologie als Projektbevollmächtigter beim Projektträger Karlsruhe. Dort bin ich im Kontext des Dachprogramms „Innovationen für Produktion, Dienstleistung und Arbeit von morgen“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung tätig (www.produktion-dienstleistung-arbeit.de). Mein Tätigkeitsschwerpunkt liegt hierbei in der Dienstleistungsforschung. 

Was genau sind die Aufgaben eines Projektbevollmächtigten?

Ein Projektbevollmächtigter, welcher bei einem Projektträger tätig ist, ist in der Regel Dienstleister für ein Bundes- oder Landesministerium, welches Forschungsgelder vergibt. Hierbei reichen die Aufgaben eines Projektbevollmächtigten von der Anbahnung und Durchführung eines Forschungswettbewerbes über die Projektbewilligung und -begleitung bis hin zur Erfolgskontrolle der Forschungsergebnisse im Sinne des Auftraggebers.

Ein Projektbevollmächtigter entscheidet zudem, welche Zuwendungen in welcher Höhe angemessen und notwendig sind, um die Projektidee zu realisieren. 

Wie sieht Ihr typischer Arbeitstag aus? 

Einen „typischen“ Arbeitstag gibt es nicht. Jeder Tag hat einen anderen Schwerpunkt. Meine persönliche Motivation lautet daher: Helfe, guten Ideen die bestmöglichen Rahmenbedingungen bereitzustellen, damit diese realisiert werden können.

Dabei gibt es durchaus auch weniger spannende aber notwendige Tätigkeiten, die einen sehr bürokratischen Charakter besitzen - insbesondere während der Projektanbahnung. Zum Glück gibt es mindestens genauso viele Tage, an denen es um die fachlichen Aspekte meiner Arbeit geht.

Dann besuche ich Projekte vor Ort, schreibe an einem neuen Wettbewerb, lese Projektideen und bewerte diese oder befasse mich mit einschlägiger Literatur zu meinem Fachbereich der Dienstleistungsforschung. Außerdem nehme ich regelmäßig an thematisch passenden Fachkonferenzen teil, um den Stand der Forschung in meinem Themenfeld im Blick zu behalten. 

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Konnten Sie nach dem Studium direkt in diesen Beruf einsteigen?

Glücklicherweise konnte ich direkt nach dem Studium als Projektbevollmächtiger einsteigen, was allerdings nicht der Regel entspricht. Sehr hilfreich und somit erwünscht sind Erfahrungen auf der „anderen“ Seite der Forschungsförderung.

Die meisten meiner Kolleginnen und Kollegen waren vor ihrem Beginn beim Projektträger selbst forschend in Unternehmen oder Universitäten tätig. Dass trotzdem der direkte Einstieg gelang, liegt an meiner untypischen Berufs- und Ausbildungsbiographie: Die Kombination einer technischen Ausbildung, eines politikwissenschaftlichen und soziologischen Studiums passte gut zu den Erfordernissen des Berufes.

Meine Ausbildung als Elektroniker hilft mir, die oftmals komplexen technischen Bestandteile von Projektideen zu verstehen. Mein politikwissenschaftlicher Hintergrund unterstützt mich dabei, Projektideen und zukünftige Forschungsfelder aus einer politischen Perspektive zu betrachten. Im besonderen Maße nutze ich meinen Hintergrund als Soziologe, um zu bewerten, wie Dienstleistungsinnovationen Arbeitsweisen, Konsumverhalten, Organisationen und somit die Gesellschaft als Ganzes verändern. 

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit am besten und wo liegen die Schwierigkeiten?

Schwierigkeiten gibt es keine, wenn überhaupt Herausforderungen! Herausfordernd war z.B. zu Beginn meiner Tätigkeit, dass ich in recht kurzer Zeit erlernen musste, wie die nötigen administrativen Schritte der Projektanbahnung und –begleitung korrekt durchzuführen sind.

Als sehr erfüllend an meiner Arbeit empfinde ich das Mitgestalten der zukünftigen Ausrichtung der anwendungsnahen Dienstleistungsforschung. Da ich öffentliches Geld verwalte, ist es mir ein besonderes Anliegen, dass bei der Ausgestaltung der Projektideen gesamtgesellschaftliche Aspekte berücksichtigt werden. Mit am besten gefallen mir die Dienstreisen zu den Projektkonsortien. Ich kenne keinen Beruf, der es einem ermöglicht, so unmittelbar an den neusten Entwicklungen eines Forschungsfeldes zu partizipieren.

Wie profitieren Sie von Ihrem Soziologie-Studium? 

Die wohl wichtigste Kompetenz aus dem Soziologie-Studium ist, Technik und Mensch als zwei sich gegenseitig beeinflussende Variable zu betrachten. Als Soziologe achte ich neben der Innovationshöhe vielleicht ein wenig mehr auf die gesamtgesellschaftlichen Interessen, wenn es um die Bewertung von Projektideen geht.

Da der Projektträger für das Forschungsprogramm „Innovationen für Produktion, Dienstleistung und Arbeit“ zuständig sein darf, arbeiten wir in interdisziplinären Teams zusammen, um Projektideen aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Sofern es die Projektidee erfordert, werden beispielweise Kompetenzen aus dem Maschinenbau, den Wirtschaftswissenschaften und eben der Soziologie benötigt. 

Was raten Sie Studierenden, die sich für eine Stelle als Projektbevollmächtige*r interessieren?

Empfehlen würde ich zunächst ein Praktikum bei einem Projektträger, um abzuschätzen, ob eine solche Tätigkeit für einen in Frage kommt. Sehr hilfreich ist, wenn sich während des Studiums die Möglichkeit bietet, bei einem öffentlich geförderten Forschungsprojekt mitzuwirken.

Außerdem ist es hilfreich, sich schon im Studium ein zweites oder gar drittes Kompetenzfeld aufzubauen. Diese könnten im Bereich IT, den Wirtschaftswissenschaften oder in einem technischen Feld liegen. Solche Kompetenzen lassen sich durch den Besuch von Seminaren oder Vorlesungen und mit passenden Praktika aufbauen. Eine Kombination von zwei oder mehreren Kompetenzfeldern macht euch als Bewerber mit einem Abschluss in Soziologie besonders interessant für einen Projektträger. 

Vielen Dank für das Gespräch!

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Veröffentlicht am: 07. Februar 2018