Florian Loidl
Kategorie: Öffentliche Verwaltung
Trainee bei der Bundesagentur für Arbeit

Florian Loidl

Nach meinem Soziologie-Studium bin ich zunächst für einige Monate in den Bereich Personaldienstleistung im Vertrieb eingestiegen und habe anschließend die stellvertretende Marktleitung in einem Lebensmitteleinzelhandelsgeschäft übernommen. Über einen persönlichen Kontakt kam ich dann zur Bundesagentur für Arbeit, wo ich als Trainee eine Stelle gefunden habe.

Wie haben Sie zur Soziologie gefunden?

Zur Soziologie kam ich über eine sehr engagierte Hochschulberaterin der Agentur für Arbeit. Es war nicht mehr als ein Termin nötig. Sie erkundigte sich nach meinen Lieblingsfächern in der Schule, nach meinen allgemeinen Interessen und nach einem Beratungstermin hatte ich mich für Soziologie und Politikwissenschaften entschieden. Da ich nach dem ersten Semester feststellte, dass mir die Soziologie sehr viel näher war als die Politikwissenschaften, wechselte ich vom Magister zum Diplom mit Soziologie als Hauptfach.

Das Studium war die richtige Wahl und es half mir nicht nur die Welt an sich in einem anderen Blick zu sehen, sie half mir auch mich und meine Situation in allen möglichen sozialen Beziehungen neu zu betrachten. Aller beruflicher Anfang war schwer. Im Gegensatz zu vielen anderen Studiengängen gab es für Soziologen keine feste Berufsbezeichnung. Die Soziologie ist so vielschichtig, dass man ihre Absolventen nahezu überall finden kann.

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Wie ging es nach dem Studium weiter?

Nach vielen Bewerbungen und ca. sechs Monaten Suche begann ich die berufliche Laufbahn im Vertrieb, Bereich Personaldienstleistung. Dort verblieb ich ein halbes Jahr, lernte Struktur und Abläufe kennen, absolvierte Sales-Trainings und dergleichen, stellte aber bald fest, dass ich hier noch nicht richtig war. Über Kontakte bekam ich direkt in Folge die Möglichkeit, die stellvertretende Marktleitung in einem Lebensmitteleinzelhandelsgeschäft zu übernehmen. Die Erfahrungen an dieser Stelle waren vollkommen anderer Natur. Plötzlich war ich für Personaleinsatzpläne, Einführung neuer Software, Marketing aber auch gleichzeitig Bestellvorgänge, Rechnungskontrolle und viel körperliche Arbeit zuständig. Für meine Chefin und mich war klar, es handelte sich dabei um eine Durchgangsstation, dennoch blieb ich mit Freude neun Monate dabei, lernte viel über Belastbarkeit, Verantwortung und Kundenorientierung.

Erneut über einen persönlichen Kontakt kam ich zur Bundesagentur für Arbeit. Ich hatte nie wirklich daran gedacht mich dort zu bewerben und war umso überraschter auch genommen zu werden. Als Arbeitsvermittler mit Beratungsaufgaben kam ich in das Team der Internen ganzheitlichen Integrationsberatung (INGA), ein Teil der Arbeitsvermittlung, der sich der Beratung von Menschen widmet, die es aufgrund ganz individueller Umstände schwer haben, schnell wieder in Arbeit zu kommen.

Dort kam ich auch mit den vielfältigen und qualitativ sehr hochwertigen Weiterbildungsmaßnahmen der BA in Kontakt. In verschiedensten Bereichen werden Mitarbeiter hier ständig und umfassend fortgebildet und zwar von A wie Anwartschaftszeit bis Z wie Chancen für Zugewanderte. Recht schnell war mir klar, hier möchte ich bleiben.

Wie sind Sie an Ihre Stelle als Trainee bei der Bundesagentur für Arbeit gekommen?

In der Agentur für Arbeit hat man es, wie in vielen anderen Unternehmen auch, mit befristeten Arbeitsverträgen zu tun. So war mein Ziel, möglichst bald eine Entfristung zu erreichen. Parallel dazu interessierte ich mich auch hier für das Thema Führung, was mir aus Zeiten im Einzelhandel noch positiv in Erinnerung geblieben war. Also bewarb ich mich einerseits auf das Trainee-Programm in der Bundesagentur für Arbeit und hoffte gleichzeitig auf Möglichkeiten der Entfristung. Letztendlich folgte beides nah aufeinander. Knapp zwei Monate nach meiner Entfristung, wurde ich zum Assessment Center in die Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland nach Saarbrücken eingeladen und bekam noch am selben Tag die Zusage.

Ich hatte mich im Studium auf politische Institutionen und soziale Ungleichheit spezialisiert, allerdings ohne den Bezug zur Bundesagentur für Arbeit. Da der Arbeitsmarkt aber in vielen Belangen von Demographie, Produktionsmöglichkeiten, Innovationen und anderen Faktoren abhängt, mit denen ich mich im Studium beschäftigte, konnte ich bisher viele Erfahrungen aus meinem Studium einsetzen. Allem voran hat mich das Erkennen und Verstehen von Strukturen und Zusammenhängen weitergebracht, etwas das man fast zwangsläufig im Soziologiestudium erlernt. Dies erleichtert einem das Einarbeiten ungemein.

Wie ist das Trainee-Programm der BA aufgebaut?

Das Trainee-Programm in der BA ist modular aufgebaut. In den einzelnen Phasen soll so auch Mitarbeitern die neu dazukommen ermöglicht werden, möglichst viele Bereiche kennenzulernen um als spätere Führungskraft auch etwas vom operativen Tagesgeschäft verstehen zu können. 

Die Erste Phase findet in der Arbeitsvermittlung statt. Das kann als arbeitnehmerorientierter oder arbeitgeberorientierte Vermittler sein, als Spezialist oder allgemein. In der zweiten Phase wird man als Teamleiter angesetzt. Auch hier sind die verschiedensten Bereiche vorstellbar: Vermittlung, Leistung, Beratung. Die ersten beiden Phasen dauern jeweils sechs Monate. Die dritte Phase ist auf der Ebene der späteren angestrebten Ebene angesetzt. Auf der sogenannten Tätigkeitsebene II befinden sich Bereichsleiter, die für eine bestimmte Menge von Teams und deren Teamleiter*innen zuständig sind, Personalberater, Controller, Fachexperten und mehr. Hier verbringt man in der Regel neun Monate. Die letzte Phase ist die sogenannte Hospitationsphase und findet außerhalb der Regionaldirektion statt, in der man sich beworben hat. Ziel ist es, andere Orte, Menschen und Arbeitsweisen kennenzulernen und dadurch für später ein breiteres Spektrum an Möglichkeiten zu haben, Neues anzustoßen.

Begleitet wird das Trainee-Programm durch ein ausgezeichnetes Führungsprogramm in der Führungsakademie der Bundesagentur für Arbeit in Lauf an der Pegnitz. Hier lernt man jede Menge über Führung, Management, Controlling und mehr.

Das Trainee-Programm wurde angelegt um Menschen auch von außerhalb der Agentur zu rekrutieren um Diversität sowie Ideenreichtum zu erhöhen und so eine gute Mischung zwischen “BA-Gewächsen” und Externen zu erhalten. In meinem Jahrgang tummeln sich so Personen mit BA Erfahrung zusammen mit Wissenschaftlern, Vertrieblern, Marketingspezialisten, Menschen unter dreißig bis weit darüber hinaus.

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Was sind Ihre Aufgaben als Teamleiter im Arbeitgeberservice?

Da ich bereits vorher über zwei Jahre in der Vermittlung tätig war, wurde ich gleich als Teamleiter im Arbeitgeberservice angesetzt. Der Arbeitgeberservice ist für den Kontakt mit Arbeitgebern zuständig. Er ist der Knotenpunkt zu den arbeitnehmerorientierten Teams, zu Institutionen und Verbänden wie der IHK und der HWK, konzipiert bewerberorientierte Veranstaltungen, Speed-Datings und vieles mehr.

Als Teamleiter bin ich einerseits für die fachliche Führung zuständig. Das heißt ich muss prüfen, ob Vorgänge nach Gesetzeslage, Weisungen der Zentrale in Nürnberg und zur Zufriedenheit der Arbeitgeber durchgeführt werden. Außerdem stehe ich in engem Kontakt mit den angeschlossenen Jobcentern, Gemeinden, Kreisen aber auch den Teamleitern der anderen Teams. Gerade übergreifende Zusammenarbeit ist sehr wichtig, da alle dasselbe Ziel haben, Menschen in Arbeit zu bringen.

Controlling ist in der BA über die letzten Jahre sehr wichtig geworden. Wer über Ziele führen will, muss wissen, woran er diese misst. Also muss ich immer die aktuelle Lage zu Zahlen, Daten, Fakten im Blick haben. Wie viele Stellen konnten wir besetzen, wie viele Ausbildungsstellen? Schöpfen wir unser Förderpotential aus und vieles mehr. Als Teamleiter in der BA bewegt man sich sehr agil zwischen externen und internen Partnern, plant Veranstaltungen und führt diese zusammen mit seinem Team durch, nimmt an verschiedensten Meetings und Sitzungen teil, hält Vorträge, fertigt Berichte an und kann bei all dem dennoch sehr kreativ sein.  

Wie haben sich Ihre Aufgaben innerhalb des Trainee-Programms verändert?

In der ersten Phase das Trainee-Programms ist man als Mitarbeiter im operativen Bereich ausführende Kraft. Man arbeitet an und mit dem Kunden zusammen an Lösungen, macht Vorschläge zum weiteren Vorgehen, bespricht Qualifizierungsmöglichkeiten, muss aber auch dafür sorgen, dass gesetzliche Grundlagen auf beiden Seiten erfüllt werden. Auch hier hat man schon die Möglichkeit, in kleinem Rahmen kreativ zu sein. Man hat aber keine Führungsverantwortung, hört nur von Controlling um sich darüber zu ärgern.

Als Führungskraft erweitert sich der Blick. Man hat plötzlich Verantwortung für Ergebnisse und Personal zu tragen, muss aktiv Projekte anstoßen und umsetzen, versteht aber viele Zusammenhänge besser. Der direkte Kundenkontakt wird weniger, dafür der Kontakt in der Struktur der BA und darüber hinaus vielschichtiger, intensiver. 

Was gefällt Ihnen an der Arbeit besonders gut? Wo liegen die Schwierigkeiten?

Besonders gut gefällt mir das hohe Maß an Kreativität. Der Arbeitsmarkt wandelt sich stetig, die Anforderungen von Arbeitgebern wie Arbeitnehmern ändern sich. Die Wirtschaft wandelt sich stetig und alles hängt zusammen, im Großen aber auch bis hinunter auf kommunaler Ebene. Das heißt man muss sich ständige neue oder verbesserte Wege und Formen erdenken, wie man das perfekte Paar aus Unternehmen und Bewerber basteln kann. Somit ist die Tätigkeit aber auch sehr abwechslungsreich und kein Tag gleich.

Allerdings ist die Agentur für Arbeit an Gesetze gebunden und unterliegt einem umfassenden Controlling. Das ist verständlich. Wir müssen im Rahmen des Gesetzes handeln, das macht zwar mitunter schwerfällig, sorgt aber für einen vernünftigen Umgang mit den Mitteln der Sozialversicherung und schafft Transparenz. Das Controlling bildet die Vorgänge ab und macht Sie für jeden ersichtlich. Dadurch sind aber schlicht auch manchen Ideen schon eine natürliche Grenze gesetzt.

Welche Kompetenzen benötigen Sie für Ihren Beruf?

Belastbarkeit ist sehr wichtig. Sei es aufgrund des Arbeitsaufwandes an manchen Stellen, oder aber auch weil man hier und da an Grenzen stößt, die man sich anders vorgestellt hat. Wie bereits oben beschrieben ist die Fähigkeit Strukturen zu erkennen und zu verstehen immens wichtig. Man findet sich schneller zurecht, versteht Zusammenhänge und kann eigene Ideen schneller und zielgerichteter umsetzen.

Gibt es einen Bezug zur Soziologie in Ihrer täglichen Arbeit?

Bezüge zum Studium gibt es täglich. Demographie, Fachkräftemangel, Wanderungsbewegungen, das alles beschäftigt uns täglich und viele gesamtgesellschaftliche Entwicklungen kennt man bereits aus der Literatur im Studium. Dieses Wissen hilft einem sehr häufig weiter. Auch für die Beratung ist es wichtig, die sozialen Zusammenhänge von Personen zu verstehen, mit denen man arbeitet. Man arbeitet schließlich nicht mit einem leblosen Produkt, sondern mit Menschen, Familienvätern, Zugewanderten, statusträchtigen Personen, Schicksalen und Erfolgsgeschichten.

Was raten Sie Studierenden, die sich für eine Stelle bei der Bundesagentur für Arbeit interessieren? 

Interessieren Sie sich für Wirtschaft und Politik, für den Arbeitsmarkt und Beratung. Haben Sie Freude im Umgang mit Menschen. Sprechen Sie mit jemandem der dort arbeitet, fragen Sie nach Erfahrungen von Mitarbeitern und Kunden, machen Sie sich ein eigenes Bild. Die Bundesagentur für Arbeit ist schon lange kein graues Ungetüm voller Beamten mehr. Sie entwickelt sich stetig im Rahmen des Dienstleistungsgedankens weiter.

Schauen Sie in der Jobbörse nach Angeboten, bewerben Sie sich auf das Trainee-Programm wenn Sie bereits erste Erfahrung in der Personalführung haben. Bewerben Sie sich auf alle anderen Stellenangebote die interessant klingen. Fragen Sie die Kolleginnen und Kollegen die als Ansprechpartner genannt sind, was sie über die Stellenausschreibung hinaus interessiert. Vor allem: nehmen Sie die Agentur als das wahr was sie ist, ein moderner Arbeitgeber mit Sinn und Verständnis für persönliche und familiäre Umstände, unterschiedlichsten Arbeitszeitmodellen und vielschichtigen, interessanten Bereichen.

Vielen Dank für das Gespräch!

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Veröffentlicht am: 03. Oktober 2017